Zwei Drittel aller Vereine aus den DJK-Kreisen Freyung und Hauzenberg haben an der „On Tour 2023“ teilgenommen, einem freiwilligen Vereinsdialog des DJK-Diözesanverbands. Die hohe Beteiligung lag in erster Linie an der Relevanz der Themenauswahl: Auf der Agenda standen die Themen „Bezahlung im Sportverein“, „Jugendarbeit im Wandel“ und die „Stärkung der Kirchlichkeit der DJK“. Referent war bei beiden Veranstaltungen in den Vereinsheimen der DJK Böhmzwiesel und dem DJK-TC Büchlberg DJK-Geschäftsführer Philipp Roos.
Im Bereich „Bezahlung im Sportverein“ führte der Referent ganz grundsätzlich ins Thema ein. Er sei kein Rechtsanwalt oder Steuerberater, seine Ausführungen seien dementsprechend nicht rechtsverbindlich. Die „Bezahlkultur“ sei überdies Sache der Vereine, die autonom sind. Roos appellierte lediglich, wenn Bezahlungen im Verein stattfinden: „Rechtskonform handeln, fair bleiben, angemessen zahlen und die gute Zukunft des Vereins im Blick haben.“ Roos führte aus, mit Blick auf die Herkunft der Sportvereine, dass im Gegensatz zu erwerbswirtschaftlichen Sportanbietern zu den zentralen Besonderheiten der Vereine gehöre, dass Menschen für ihren Dienst im Verein nicht bezahlt werden, weil es um eine gemeinsame Sache geht. Dennoch nehmen viele Vereine heutzutage Geld in die Hand, um den Sportbetrieb zu finanzieren – „weil sie es sich leisten können“. Roos zitierte die 8. Welle des Sportentwicklungsberichts für Deutschland von 2022: In 2019 hatten drei Viertel aller bayerischen Sportvereine eine mindestens ausgeglichene Einnahmen-Ausgaben-Rechnung. Die Einnahmen kommen vornehmlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Zuschüssen aus der Sportförderung des Kreises, der Stadt und der Gemeinde. Die Hauptausgaben resultieren aus der Bezahlung von Trainern, der Unterhaltung eigener Sportanlagen und der Anschaffung von Sportkleidung und Material. 70 Prozent aller deutschen Sportvereine führen überdies Personalkosten an. „Man muss also sagen, es ist weitgehend üblich, dass Ehrenamtliche Aufwandsentschädigung erhalten“, so Roos. Das sei auch alles legal: Zahlungen im Vereinskontext seien erlaubt, auch wenn das Bürgerliche Gesetzbuch vorsehe, dass Vereinsämter grundsätzlich unentgeltlich zu machen sind. Roos appellierte an die Vereine, dass sie in Geldfragen gut aufpassen und sich zur Not auch Hilfe suchen – etwa von einem Steuerberater. Es gebe viele Arten, wie man Geld in einem rechtskonformen Rahmen auszahlen könne; etwa über die Übungsleiterpauschale, Fahrt- und Reisekostenerstattung, Minijobs, Tankgutscheine, Ehrenamtspauschale oder ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis. „Aber Vereinsangestellte wird es aus Kostengründen in den allermeisten Fällen nicht geben können“, betonte Roos. Gut sei, dass man Minijob und Übungsleiterpauschale kombinieren könne. Roos‘ abschließende Bitte an die Vereine war, die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchhaltung einzuhalten und die Haftung der Vorstandsmitglieder stets im Blick zu haben.
Über das weite Feld der Jugendarbeit ging es im zweiten Teil der „On Tour“. Sie sei die dritte Säule der Jugendbildung, neben der Bildung im Elternhaus und der Ausbildung in Schule, Kindergarten und beruflicher Ausbildung. „In der DJK machen wir Jugendarbeit im Kontext Sport und Kirche, was ein Alleinstellungsmerkmal ist“, fand Roos, der die neueste Shell-Jugendstudie zitierte: Im Vergleich mit 2002 sei es den Jugendlichen heute nicht mehr ganz so wichtig, sich mit Leuten zu treffen. Das sei etwas, was die Vereine sehen und verstehen müssten, im Umgang mit Jugendlichen heute, deren Medienkonsum sehr hoch sei. „Das ist natürlich ein Problem. Die Kids sollten sich lieber im Freien bewegen, statt so lange vor der Mattscheibe zu hocken“. In einem Arbeitsteil machten sich die anwesenden Vereinsvertreter über zwei Fragen Gedanken: Was erschwert unsere Jugendarbeit heute? Was sind Faktoren für gute Jugendarbeit in meinem Verein? Die Ergebnisse waren freilich vielfältig; immer wieder genannt wurden bei den Belastungen: Kinder seien heute mehr ich- statt gruppenbezogen. Das mache Gruppenarbeit schwieriger; Arbeit, Schule und Ausbildung nötige den Kindern sehr viel ab, der Druck auf sie sei größer geworden; in der Wohlstandsgesellschaft müsse man auch als kleiner Sportverein immer mehr bieten, das sei auf Dauer sehr anstrengend; die althergebrachten Rhythmen eines Vereins mit klassischem Sportbetrieb passten immer weniger ins „Freizeitkonzept“ vieler Eltern, die zudem oft in den Urlaub fahren; zu guter Letzt: die Themen werden immer mehr — die Stichworte waren Inklusion, Integration, Prävention. Ehrenamtlich organisierte Vereine seien zunehmend damit überfordert, was von ihnen gefordert würde. Viele gute Ideen wurden zusammengetragen, was gute Jugendarbeit ausmacht. In erster Linie ein echtes Interesse an der Jugend, dass sich Kinder und Jugendliche unter der Obhut des Vereins persönlich und sportlich weiterentwickeln können. Es schade auch nicht, als Verein zu wissen, wer man sei und wohin man wolle – auch wenn Sportvereine meistens Mischungen aus breitensportlichen und leistungsorientierten Vereinen seien und die Konkurrenz von alternativen Angebote groß sei.
im Schlussteil wurde die Frage der Kirchlichkeit der Vereine beleuchtet. Ein Vertreter der DJK Schönbrunn war stolz darauf, dass sich bei kirchlichen Festtagen und Hochfesten viele Vereinsmitglieder in der Kirche versammeln, „mitsamt Vereinsbanner“ — natürlich auch bei Beerdigungen. Bei anderen Vertretern wurde deutlich, dass die Katholizität der Vereine insgesamt nachlasse, und dass es mal wieder Impulse brauche, das Thema anzukurbeln. So war sich die Runde am Ende einig, dass die nächste „On Tour“ im Zeichen der Frage stehen soll: „Ist noch Platz für Gott im Sportverein?“. Roos: „Der Herrgott ist unser wichtigster Mitspieler. Es ist toll, dass wir uns nächstes Jahr mit dieser Frage beschäftigen werden.“ Ausklang fanden die Veranstaltungen bei einer gemütlichen Brotzeit in lockerer Gesprächsatmosphäre.