Der Katholische Sportverband Deutsche Jugendkraft (DJK) ist nun auch im Bistum Passau 100 Jahre alt. Dieses stolze Jubiläum wurde von der Führung und ihren 76 Vereinen mit den 34 000 Mitgliedern auch angemessen gefeiert. Mit einem Pontifikalgottesdienst hat Bischof Dr. Stefan Oster SDB im Hohen Dom zu Passau den geistlichen Jubiläumsimpuls gesetzt. Anschließend feierte man mit einer Reihe von Ehrengästen, darunter der Führung der DSG Linz/OÖ, sowie Vertretern der DJK Vereine ganz profan auf dem Donauschiff „Regina Danubia“. Dabei wurde der Interimsvorsitzende Peter Schade durch den Ehrenpräsidenten des DJK Bundesverbandes Volker Monnerjahn mit dem DJK-Ehrenzeichen in Gold ausgezeichnet.
Aus Niederlagen kann man lernen
Wie bei den DJK Vereinen üblich, begann auch dieser Jubiläumstag mit einem Gottesdienst. Auf den Stufen zum Altar hatten die Organisatoren Sportutensilien aufgebaut. Nach dem Einzug der Fahnenträger und des kirchlichen Dienstes mit Bischof Dr. Oster, Domkapitular Dr. Hans Bauernfeind, Diakon Dr. Anton Cuffari und dem geistlichen DJK Diözesanbeirat, Domkapitular em. Dr. Johann Wagenhammer segnete der Bischof die Jubiläumskerze der DJK, die von der DJK-Sekretärin Ingrid Wieland kunstvoll gestaltet worden war. Der Gottesdienst wurde vom Diözesanblechbläserensemble Passau, vom Spontichor Passau-Heining, der Domkantorin Brigitte Fruth und an der Orgel mit Organist Max Jäger außerordentlich beeindruckend musikalisch begleitet.
In seiner Predigt ging der Bischof unter anderem auf die drei Säulen der DJK, Sport – Glaube – Gemeinschaft ein. Wie gehe es zusammen, dass DJK eine kirchliche Gemeinschaft sei, fragte der Prediger. Sport könne helfen, den Glauben tiefer zu verstehen. Er selbst habe als Kind Judo gemacht und einmal bei der Oberpfalzmeisterschaft im Finale knapp durch Richterstimmen verloren. Als er enttäuscht zu weinen angefangen habe, habe ihn sein Vater mit den Worten getröstet, „sei fair, das gehört zum Leben, aus Scheitern kannst du lernen“. Nicht das Gewinnen sei das Allerwichtigste, sondern das sich miteinander messen. Es stelle sich die Frage, ob man ein reifer Mensch werden könne, ohne durch Niederlagen zu gehen.
Dr. Stefan Oster schilderte auch seine Erlebnisse im Fußball. Damals habe er als Student Fußball gespielt und dabei erfahren, wie es ist, im Sport zu den Leistungsschwachen zu gehören, wenn man dann nur mehr als Rest auf die Mannschaften verteilt wird. Sport könne deshalb auch heilsam sein. Im Sport lerne man auch Hingabe zu leben. Man erlebe in einem Team Selbstvergessenheit, man denke dabei nicht immer an sich selbst sondern an die ganze Mannschaft. Man lerne, dass Gewinnen nicht das wichtigste sei, wichtig sei, dass alle teilnehmen können. So sei wichtig, welchen Beitrag wir leisten können, den Menschen in den Glauben hinein zu helfen. Der Bischof dankte am Schluss allen Führungskräften sowie den Helferinnen und Helfern in den DJK Vereinen für ihren so wichtigen Beitrag in dieser Gemeinschaft.
Der Gier nach Geld Werte entgegen setzen
Bei der weltlichen Feier, die anschließend auf dem Schiff mit dem Verbandsgebet durch Dr. Johann Wagenhammer begann und die gemeinsam von den beiden stellvertretenden Diözesanvorsitzenden Peter Schade und Luise Reiter moderiert wurde, bedauerte Bischof Dr. Oster, dass vieles verloren gehe, was den Sport schön mache. Im Sport gebe es heute Korruption und die Gier nach Geld. Leider würden auch Gewinner aus Ländern unter den Besten sein, bei denen es keine Dopingkontrollen gebe. Der Bischof sprach auch die gesellschaftlichen Veränderungen an, die durch die Digitalisierung und die Handys entstanden seien. Deshalb gehe es auch darum, Werte im Sport zu vermitteln, Fairness und Inklusion seien auch Themen bei der DJK.
Passau und seine DJK Vereine
Der Sport strahle eine ungeheure Faszination aus, betonte Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Es gelte gemeinsam zu verlieren aber auch zu gewinnen. Es gebe aber auch noch wichtigeres, wie es Dirk Nowitzky formulierte, der kürzlich in Passau weilte und bei einem DJK Verein groß geworden sei. Auch er selbst kenne die DJK Vereine im Stadtgebiet aus jahrelanger Erfahrung. So seien die DJK Eintracht Passau und die DJK Passau-West Vereine mit einer ganz besonderen DJK Geschichte. In der DJK werden Werte hoch gehalten und Tugenden an die folgenden Generationen weitergereicht. Dupper dankte für den DJK Domlauf, der sich zu einem der größten Sportereignisse in der Dreiflüssestadt entwickelt habe.
Heute feiere nicht nur ein DJK Diözesanverband (DV) 100 Jahre seines Bestehens, sondern die ganze DJK Bewegung, stellte Ehrenpräsident Volker Monnerjahn fest. Als damals die ersten DJK-Vereine entstanden sind, habe man schnell gesehen, man brauche einen Dachverband, so sei der Diözesanverband entstanden. Zu diesem Jubiläum gratulieren heute rund 1 100 DJK Vereine aus dem ganzen Bundesgebiet. Leider sei kein Präsidiumsmitglied anwesend, weil ausgerechnet an diesem Wochenende eine wichtige Präsidiumssitzung stattfinde, erklärte Monnerjahn. Doch er vertrete hier gerne den Bundesvorstand, weil ihn ohnehin viel mit Passau verbinde.
Erfolgreiche Mitgliederwerbung — Zuwachs trotz Corona
Der Ehrenpräsident lobte die Kooperation mit dem Passauer Bistumsblatt, wodurch die DJK mit den Sonderseiten „PassAuf“ eine eigene Plattform habe, Das sei einzigartig in Deutschland. In Passau habe der Diözesanverband immer vorbildhaft nahe an den Vereinen gearbeitet, die Vereine ihrerseits seien nahe am Menschen. Die DJK habe dadurch im Jahr der Corona-Pandemie, in dem überall die Mitglieder wegbröckelten, sogar einen Zuwachs zu verzeichnen. Er erinnere sich noch gerne daran, wie Klaus Moosbauer immer wieder stolz verkündete, er habe wieder ein paar neue Vereine in die DJK gebracht, vor allem auch bei Neugründungen. Sein Standardsatz sei gewesen, „wir brauchen immer Neue im Boot“. Auch da sei Passau vorbildlich. Monnerjahn dankte für diese Arbeit im Dienste am Menschen und überreichte eine Ehrenurkunde und ein Fahnenband.
Die DJK sei ein fester Bestandteil des Diözesanlebens, darauf und auf die 100 Jahre könnten die Passauer stolz sein, meinte der Vorsitzende des DJK Landesverbandes Bayern, Edmund Mauser, der zusammen mit den Vorsitzenden der Diözesanverbände aus Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München-Freising, Regensburg und Würzburg und seiner Stellvertreterin Gabi Nafz gekommen war. Er erinnerte unter anderem daran, dass Klaus Moosbauer in beeindruckender Weise den Diözesanverband auf Landes- und Bundesebene vertreten habe. Schließlich war er ja auch eine Zeit lang Landesverbandspräsident und habe die Würde eines Ehrenpräsidenten übertragen bekommen.
Sport um der Menschen Willen
Mauser blickte auf die Gründung der „Deutschen Jugendkraft, Reichsverband für Leibesübungen in katholischen Vereinen“ (DJK) zurück. Der erste Vorsitzende Carl Mosters habe damals den Satz geprägt: „Sport um der Menschen Willen“, dem sich die DJK noch heute verpflichtet fühlt. Zu Beginn nur aus männlichen Mitgliedern bestehend habe man zunächst auch Wettkämpfe nur innerhalb der DJK Vereine ausgetragen. Bald habe sich das aber grundlegend geändert, unverrückbar seien aber die Ziele geblieben. Eine der Leitlinien ist, dass die DJK ein Christlicher Sportverband ist. Sie verstehe sich auch als werteorientierter Sportverband. Sport und Gemeinschaft sei hier auch für Jugendliche erfahrbar und attraktiv. Die DJK sei ein Festival der Freude, der Freude am Spiel und der Gemeinschaft, der Freude an Bewegung, der eigenen Anstrengung, der gemeinsam bewältigten Aufgabe und Freude an der Freude des Anderen, am Leben und an Gott.
Ein Werteorientierter Sportverband
Die DJK sei aber auch ein werteorientierter Sportverband. In einer Welt, in der Gewalt, Respektlosigkeit, Disziplin- und Rücksichtslosigkeit, Intoleranz, Gleichgültigkeit und Bindungslosigkeit immer mehr um sich greifen, macht die DJK deutlich dass sie Standpunkte bezieht in einer sich wandelnden Gesellschaft. Für Kinder und Jugendliche sei Sport ein faszinierendes Erlebnis. Hier können junge Menschen Leistungsbereitschaft und Disziplin lernen, Verantwortung übernehmen, Solidarität und Fairness zeigen und Partnerschaft und Toleranz ausüben. Der Landesvorsitzende meinte zum Schluss, er würde sich sehr wünschen, dass man diese Ziele erreichen würde. Dem DV Passau wünschte er weiterhin eine so erfolgreiche Arbeit.
Die Glückwünsche der BLSV überbrachte die Kreisvorsitzende Gerlinde Kaupa. Die ehemalige Vizelandrätin stellte die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem DJK Verband heraus. Wenn die DJK einlädt, dann kommen die Vereinsvertreter, meinte Kaupa anerkennend. Die DJK sei auch keine Konkurrenz zum BLSV, sie sei vielmehr ein Teil von ihm, eine stabile Säule, die mitgestalte. Der Beitritt in den BLSV sei damals auch einstimmig abgesegnet worden. In der DJK herrsche ein besonderer Geist mit christlichen Gedanken und christlichem Handeln. Die DJK kümmere sich um Junge wie Alte.
Kurz zur DJK Geschichte – die Anfänge waren nach dem Krieg steinig
Den beiden Moderatoren war es dann vorbehalten, auf viel Wissenswertes über die geschichtliche Entwicklung der DJK innerhalb dieser 100 Jahre zurückzublicken, von der Gründung 1921 durch den Zusammenschluss mehrerer Sportvereine bis zum heutigen Tage. Zunächst stand man dem Neuen mit Vorsicht und Skepsis gegenüber. Doch die Sportbegeisterung der Bevölkerung habe sich nicht mehr aufhalten lassen, stellte Peter Schade fest. Der Weg sei aber steinig geblieben. Noch 1953 schrieb der DJK Pionier Hermann Gantenberg: „Es gab Anfeindungen und der Anfang war ein Leidensweg. Die DJK war damals nicht hoffähig.“
Walter Zimmermann und Klaus Moosbauer die Gallionsfiguren
Doch als Walter Zimmermann 1977 nach 23 Jahren im Amt als Ehrenvorsitzender abtrat, waren schon 50 Vereine mit 11 000 Mitgliedern im Diözesanverband Passau vereint. Unter den ehrenamtlichen Vorsitzenden Sigi Zerer, Otto Sachs und Franz Limmer wurde die erfolgreiche Arbeit jeweils fortgesetzt. Einen großen Aufschwung habe die DJK dann unter Klaus Moosbauer als Geschäftsführer und Diözesanvorsitzender erlebt, betonte Luise Reiter. Mit der Einführung der „DJK-on-Tour“ und der Verbandszeitung „PassAuf“ habe Klaus Moosbauer wichtige Akzente gesetzt, sportlich sei hier ganz besonders der Passauer Domlauf zu nennen. Auch die Geschäftsführer und die geistlichen Beiräte des DV hatten ihre Verdienste bei der Entwicklung in diesen 100 Jahren.
DJK — immer noch „dynamisch-jung-kreativ“
Auch heute stehe die DJK noch immer dynamisch und jung da, obwohl auch dieser christliche Verband einen gewissen Veränderungsdruck spüre, so Peter Schade. Doch die Vereine spielen nicht nur Fußball, insgesamt sind rund 40 Sportarten in den DJK Vereinen daheim, ergänzte Luise Reiter. Ob Skispringen oder Schach, ob Stockschießen oder Turnen, die über 1000 Übungsleiter bieten auch Gesundheitsvorsorge an, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Doch auch Gemeinschaftsveranstaltungen und Prävention machen die DJK aus. Das Vereinsleben ist nämlich das Salz in der Suppe vieler Menschen.
Ehrung für Peter Schade
Eine große Überraschung gab es für den kommissarischen Diözesanvorsitzenden Peter Schade, der seit dem plötzlichen Tod von Klaus Moosbauer bis zur Neuwahl im November 2021 den DV führt. Der Bundes-Ehrenpräsident hatte nämlich das Goldene DJK Ehrenzeichen im Gepäck, das er mit einer kurzen Laudatio überreichte. Peter Schade sei ein akribischer Arbeiter, der seine Person nie in den Vordergrund stelle. Er habe die Vakanz bestens überbrückt und sein Name stehe seit Jahren für den Passauer Domlauf, den er als Organisator leite. Seine Verdienste seien außerordentlich, betonte Monnerjahn.
Im Rahmen der Feier wurde auch die Deutsche Meisterin im Karate bei den Schülerinnen 12 bis 13 Jahre vorgestellt. Die junge Enna Lange startet für den Sportverein DJK Reichenberg. DJK Geschäftsführer Philipp Roos führte mit der sympathischen jungen Sportlerin das kurze Interview. Die Feier wurde musikalisch von Christiane Öttl bereichert, die auch eine Ode auf Passau zum Besten gab. — Josef Heisl