Passau erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus

P. R. am 30.01.2023

23 01 27 Gedenkstunde Mahnmal 6

Den Mord an sechs Millionen Juden im Gedächtnis und Bewusstsein zu halten, gehört zur deutschen Staatsräson und vaterländlichen Pflicht. Erinnern wird sich der DJK-Verband in diesem Zusammenhang immer auch an Adalbert Probst, den ersten Reichsführer der DJK in Deutschland, der dem Nazi-Terror zum Opfer fiel.

In der Zukunft ist die Ver­gan­gen­heit latent“, ist in den Gra­nit­wür­fel gemei­ßelt, der vor dem Denk­mal für die Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus an der Pas­sau­er Inn­pro­me­na­de steht. Am Frei­tag ver­gan­ge­ne Woche erin­ner­te die Stadt Pas­sau an die Befrei­ung des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Ausch­witz am 27. Janu­ar 1945 und hielt eine öffent­li­che Gedenk­stun­de an eben jenem Denk­mal ab. Ausch­witz ist das Syn­onym für den Holo­caust und den Mord an sechs Mil­lio­nen Juden“ sag­te Ober­bür­ger­meis­ter Jür­gen Dup­per. Stadt­de­kan Dr. Micha­el Bär erin­ner­te an Theo­lo­gen, die sich dem Nazi-Regime wider­setz­ten. Den Kir­chen geht es dar­um, dass Gerech­tig­keit herrscht und dass die Wahr­heit gesagt wird, auch wenn das der Kir­che oft selbst nicht gelingt“, sag­te Dr. Micha­el Bär im Gespräch mit der Pas­sau­er Neu­en Pres­se (PNP). DJK-Diö­ze­n­san­vor­sit­zen­der Sieg­fried Kap­fer erin­ner­te am Ran­de der Ver­an­stal­tung an Adal­bert Probst, den ers­ten Reichs­füh­rer der DJK in Deutsch­land, der von Natio­nal­so­zia­lis­ten erschos­sen wor­den war (sie­he Kurz­vi­ta wei­ter unten). Zum Geden­ken Probsts´, lobt der katho­li­sche Sport­ver­band im Bis­tum Pas­sau auch in die­sem Jahr wie­der den Adal­bert Probst aus. 

Adalbert Probst

Adal­bert Probst 

Der Sohn eines Armee­zahl­meis­ters leb­te von 1900 bis 1934. Sei­ne Kind­heit und Jugend ver­brach­te er in Regens­burg. Nach dem Schul­be­such absol­vier­te Probst eine kauf­män­ni­sche Leh­re. Ab 1917 nahm er mit der baye­ri­schen Armee am ers­ten Welt­krieg teil. In den ers­ten Nach­kriegs­jah­ren leb­te Probst in Mün­chen, Eggen­fel­den und Ingol­stadt. Wäh­rend die­ser Zeit betä­tig­te er sich in natio­na­lis­ti­schen und repu­blik­feind­li­chen Krei­sen. Eini­ge Quel­len behaup­ten sogar eine zeit­wei­se Zuge­hö­rig­keit zur frü­hen NS-Bewe­gung, wofür bis­lang aber kei­ne Bele­ge vor­lie­gen. 1922 floh Probst aus unge­klär­ten Grün­den – angeb­lich wegen poli­ti­scher Ver­ge­hen – über die Gren­ze nach Öster­reich. Über die fol­gen­den Jah­re sei­nes Lebens ist fast nichts bekannt. 

Doku­men­ta­risch belegt ist ledig­lich Probsts Hei­rat mit Katha­ri­na Fischer (1904 – 1997) am 28. Sep­tem­ber 1925 in Neu­haus am Inn. Aus der Ehe ging ein Sohn, Franz (* 8. April 1926; † 12. Janu­ar 1945 in der Slo­wa­kei) hervor.

In der zwei­ten Hälf­te der 1920er Jah­re fand Probst zu einer tie­fen Reli­gio­si­tät. Er begann sich im Bereich des poli­ti­schen Katho­li­zis­mus zu engagieren.

1929 wur­de Probst von Lud­wig Wol­ker in den Dienst des Katho­li­schen Jung­män­ner­ver­bands (KJMVD) nach Düs­sel­dorf geholt. In den fol­gen­den Jah­ren stieg er zum Füh­rer der katho­li­schen Jugend­be­we­gung im Rhein­land auf und wur­de als sol­cher zu einer respek­tier­ten Figur des öffent­li­chen Lebens“. Dane­ben schrieb er für die katho­li­schen Zeit­schrif­ten Die Wacht und Deut­sche Jugend­kraft. 1932 wur­de Probst zum Beauf­trag­ten (Refe­rent) für den soge­nann­ten Gelän­de­sport“ ernannt, der in sei­ner vor­mi­li­tä­ri­schen Aus­rich­tung umstrit­ten war. Im Dezem­ber 1933 wur­de Probst zum Reichs­füh­rer der Deut­schen Jugend­kraft (DJK), des Dach­ver­bands der katho­li­schen Turn- und Sport­ver­ei­ne, beru­fen, womit die DJK unter dem sich abzeich­nen­den Kon­flikt mit dem NS-Staat das bis­he­ri­ge Prä­ses-Füh­rungs­prin­zip (pries­ter­li­che Lei­tungs­spit­ze) aufgab.

Über die Moti­ve der Natio­nal­so­zia­lis­ten, Probst zu ermor­den, besteht bis heu­te eine gewis­se Unklar­heit. Lewis wer­tet Probst in ihrer Stu­die zur Hit­ler­ju­gend als einen der Jugend­füh­rer“, die mit der Hit­ler­ju­gend um die jun­ge Gene­ra­ti­on riva­li­siert hät­ten, und legt damit impli­zit nahe, dass Probst vom Regime als ein Kon­kur­rent beim Kampf um die jun­ge Gene­ra­ti­on besei­tigt wur­de. Probsts Mut­ter mein­te im Gegen­satz dazu, dass ihr Sohn, der Kon­tak­te zu vie­len hoch auf­ge­stie­ge­nen NS-Poli­ti­kern unter­hielt, umge­bracht wor­den sei, weil er zu viel wusste“.

Am 30. Juni oder 1. Juli 1934 wur­de Probst in Braun­la­ge im Harz ver­haf­tet, wäh­rend er dort den Prä­ses Wol­ker besuch­te, und anschlie­ßend auf der Flucht“ erschos­sen. Probsts Leich­nam wur­de ohne Rück­sicht auf den katho­li­schen Glau­ben des Toten (die katho­li­sche Kir­che lehn­te damals die Ein­äsche­rung von Toten noch offi­zi­ell ab) kre­miert. Die Asche wur­de eini­ge Tage nach sei­ner Tötung an sei­ne Ehe­frau über­sandt, die bis dahin noch kei­ne Kennt­nis vom Tod ihres Man­nes hat­te. (Quel­len: Wikipedia/​DJK)

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