Den Mord an sechs Millionen Juden im Gedächtnis und Bewusstsein zu halten, gehört zur deutschen Staatsräson und vaterländlichen Pflicht. Erinnern wird sich der DJK-Verband in diesem Zusammenhang immer auch an Adalbert Probst, den ersten Reichsführer der DJK in Deutschland, der dem Nazi-Terror zum Opfer fiel.
„In der Zukunft ist die Vergangenheit latent“, ist in den Granitwürfel gemeißelt, der vor dem Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus an der Passauer Innpromenade steht. Am Freitag vergangene Woche erinnerte die Stadt Passau an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 und hielt eine öffentliche Gedenkstunde an eben jenem Denkmal ab. „Auschwitz ist das Synonym für den Holocaust und den Mord an sechs Millionen Juden“ sagte Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Stadtdekan Dr. Michael Bär erinnerte an Theologen, die sich dem Nazi-Regime widersetzten. „Den Kirchen geht es darum, dass Gerechtigkeit herrscht und dass die Wahrheit gesagt wird, auch wenn das der Kirche oft selbst nicht gelingt“, sagte Dr. Michael Bär im Gespräch mit der Passauer Neuen Presse (PNP). DJK-Diözensanvorsitzender Siegfried Kapfer erinnerte am Rande der Veranstaltung an Adalbert Probst, den ersten Reichsführer der DJK in Deutschland, der von Nationalsozialisten erschossen worden war (siehe Kurzvita weiter unten). Zum Gedenken Probsts´, lobt der katholische Sportverband im Bistum Passau auch in diesem Jahr wieder den Adalbert Probst aus.
Adalbert Probst
Der Sohn eines Armeezahlmeisters lebte von 1900 bis 1934. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Regensburg. Nach dem Schulbesuch absolvierte Probst eine kaufmännische Lehre. Ab 1917 nahm er mit der bayerischen Armee am ersten Weltkrieg teil. In den ersten Nachkriegsjahren lebte Probst in München, Eggenfelden und Ingolstadt. Während dieser Zeit betätigte er sich in nationalistischen und republikfeindlichen Kreisen. Einige Quellen behaupten sogar eine zeitweise Zugehörigkeit zur frühen NS-Bewegung, wofür bislang aber keine Belege vorliegen. 1922 floh Probst aus ungeklärten Gründen – angeblich wegen politischer Vergehen – über die Grenze nach Österreich. Über die folgenden Jahre seines Lebens ist fast nichts bekannt.
Dokumentarisch belegt ist lediglich Probsts Heirat mit Katharina Fischer (1904 – 1997) am 28. September 1925 in Neuhaus am Inn. Aus der Ehe ging ein Sohn, Franz (* 8. April 1926; † 12. Januar 1945 in der Slowakei) hervor.
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre fand Probst zu einer tiefen Religiosität. Er begann sich im Bereich des politischen Katholizismus zu engagieren.
1929 wurde Probst von Ludwig Wolker in den Dienst des Katholischen Jungmännerverbands (KJMVD) nach Düsseldorf geholt. In den folgenden Jahren stieg er zum Führer der katholischen Jugendbewegung im Rheinland auf und wurde als solcher zu einer respektierten Figur des öffentlichen Lebens“. Daneben schrieb er für die katholischen Zeitschriften Die Wacht und Deutsche Jugendkraft. 1932 wurde Probst zum Beauftragten (Referent) für den sogenannten „Geländesport“ ernannt, der in seiner vormilitärischen Ausrichtung umstritten war. Im Dezember 1933 wurde Probst zum Reichsführer der Deutschen Jugendkraft (DJK), des Dachverbands der katholischen Turn- und Sportvereine, berufen, womit die DJK unter dem sich abzeichnenden Konflikt mit dem NS-Staat das bisherige Präses-Führungsprinzip (priesterliche Leitungsspitze) aufgab.
Über die Motive der Nationalsozialisten, Probst zu ermorden, besteht bis heute eine gewisse Unklarheit. Lewis wertet Probst in ihrer Studie zur Hitlerjugend als „einen der Jugendführer“, die mit der Hitlerjugend um die junge Generation rivalisiert hätten, und legt damit implizit nahe, dass Probst vom Regime als ein Konkurrent beim Kampf um die junge Generation beseitigt wurde. Probsts Mutter meinte im Gegensatz dazu, dass ihr Sohn, der Kontakte zu vielen hoch aufgestiegenen NS-Politikern unterhielt, umgebracht worden sei, weil er „zu viel wusste“.
Am 30. Juni oder 1. Juli 1934 wurde Probst in Braunlage im Harz verhaftet, während er dort den Präses Wolker besuchte, und anschließend „auf der Flucht“ erschossen. Probsts Leichnam wurde ohne Rücksicht auf den katholischen Glauben des Toten (die katholische Kirche lehnte damals die Einäscherung von Toten noch offiziell ab) kremiert. Die Asche wurde einige Tage nach seiner Tötung an seine Ehefrau übersandt, die bis dahin noch keine Kenntnis vom Tod ihres Mannes hatte. (Quellen: Wikipedia/DJK)